Teledermatologie-Angebot im Bezirk Liezen

3. Februar 2023

Von telemedizinischen Lösungen profitieren Patient*innen und Ärzt*innen – gerade in Zeiten von Personalknappheit und weiteren Herausforderungen im Gesundheitssystem. Wie konkret das bei Hauterkrankungen funktioniert, zeigt das vom Gesundheitsfonds Steiermark finanzierte „Teledermatologie-Projekt Steiermark“. Dieses wird in den Bezirken Liezen und Leibnitz umgesetzt.

„Als ich in den Bezirk Liezen gekommen bin, habe ich den Kontakt zu Hausärztinnen und Hausärzten gesucht, weil ich die Vernetzung sehr wichtig finde. Das hat dann auch dazu geführt, dass ich immer mehr Fotos von Hauterkrankungen geschickt bekommen habe, mit der Bitte um meine Einschätzung“, erzählt die Hautärztin Edith Arzberger, die seit 2017 eine Praxis in Liezen betreibt.

 

Bessere Versorgungsqualität und „Gatekeeper-Funktion“

 

Sie hat bereits davor an der Hautklinik des LKH-Univ. Klinikums Graz bzw. der Med Uni Graz an tele-dermatologischen Projekten mitgearbeitet und daher das Potenzial für eine telemedizinische Lösung erkannt. Eine solche wurde daraufhin in Kooperation mit Ärztekammer Steiermark, ÖGK Landesstelle Steiermark und Universitätsklinik für Dermatologie und Venerologie der Med Uni Graz, entwickelt und konnte im Jänner 2020 starten. Finanziert wird das „Teledermatologie-Projekt Steiermark“, das neben dem Bezirk Liezen derzeit auch im Bezirk Leibnitz umgesetzt wird, vom Gesundheitsfonds Steiermark.

„Durch das ‚Teledermatologie-Projekt‘ kommen die Patientinnen und Patienten schneller zu jener Versorgung, die sie benötigen und das in hoher Qualität. Auch das Gesundheitssystem wird entlastet, weil sich sowohl Haus- und Fachärztinnen und -ärzte als auch die Klinik auf jene Fälle konzentrieren können, die eine Behandlung in der jeweiligen Versorgungsstufe auch wirklich benötigen“, beschreibt Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß die „Gatekeeper-Funktion“ des telemedizinischen Projekts, die die Versorgungsqualität verbessert.

Teledermatologie Liezen

Wie konkret funktioniert das „Teledermatologie-Projekt Steiermark“?

 

Arzberger erläutert die genaue Funktionsweise: „Patient*innen mit Hautproblemen suchen als erste Anlaufstelle üblicherweise ihre Hausärzt*innen auf. Diese schätzen ein, ob eine fachärztliche Vorstellung nötig ist. Wenn ja, wird nun keine Überweisung ausgestellt, sondern es wird eine sogenannte ‚Televisite‘ angelegt. Nach einer Einschulung auf korrekte Fotografie erhalten die mitwirkenden Hausärzt*innen ein Tablet mit einem speziellen auflichtmikroskopischen Aufsatz. Bei Hausvisiten ist es auch möglich, mit Handyfotos zu arbeiten, die später im Programm hochgeladen werden können. Die Bilder und Fragestellung werden dann verschlüsselt über eine eigens entwickelte Onlineplattform hochgeladen und von mir als Dermatologin und einem weiteren Dermatologen im Bezirk Liezen analysiert. Bei Unklarheiten kann von der Chat-Funktion im Programm Gebrauch gemacht werden.“

Das Programm wurde vom Unternehmen edermconsult entwickelt. Es handelt sich dabei um ein Spin-off der Med Uni Graz.

In Liezen wirken 19 Hausärzt*innen und zwei Dermatolog*innen mit, in Leibnitz betreuen ebenfalls zwei Dermatologen 15 Allgemeinmediziner*innen.

Zeitersparnis für die Patient*innen

 

Innerhalb von zwei Tagen werden die über die Plattform hochgeladenen Bilder von den Dermatolog*innen analysiert und die Antwort an die*den betreuenden Hausärzt*innen übermittelt. Für diese gibt es fünf Möglichkeiten, wie Arzberger erläutert:

  • Keine Therapie erforderlich (rund 20 Prozent der Fälle)
  • Therapie indiziert, Therapievorschlag wird von der*den Dermatolog*innen an die*den behandelnden Hausarzt*Hausärztin übermittelt (rund 60 Prozent der Fälle)
  • Normaltermin bei Dermatolog*innen binnen drei Monaten ist erforderlich (rund zehn Prozent der Fälle)
  • dringender rascher Termin bei Dermatolog*innen ist erforderlich (rund drei Prozent der Fälle): „Hier ist gewährleistet, dass die Patientin oder der Patient auch binnen weniger Tage einen fachärztlichen Termin bekommt, wo es ansonsten oft monatelange Wartezeiten gibt“, so Arzberger.
  • Termin in der Klinik ist erforderlich (rund ein Prozent der Fälle): „Auch hier bekommt der Patient bzw. die Patientin innerhalb weniger Tage einen Termin in der Klinik. Ich schicke den Fall über die verschlüsselte Onlineplattform weiter nach Graz an Prof. Rainer Hofmann-Wellenhof und sein Team. Der Patient bzw. die Patientin wird dann gleich direkt von der Klinik kontaktiert“, beschreibt Arzberger den Ablauf und den großen Mehrwert für die Patient*innen.

Erstaunlich ist, dass nach Auswertung der Patient*innen-Fragebögen rund 90 Prozent aufgrund des Hautproblems zum Hausarzt gehen und nach der teledermatologischen Visite lediglich rund 13 Prozent trotzdem noch einen Termin bei Fachärzt*innen benötigen.

 

Regionale Kooperation der Ärzt*innen

 

Das Feedback ist sehr positiv, freut sich Arzberger: „Die erste Projektphase hat Ende 2021 geendet und alle wollten weitermachen. Diese positiven Erfahrungen haben dazu geführt, dass das Projekt nicht nur verlängert, sondern um Leibnitz erweitert wurde. Besonders schön finde ich, dass immer die Haus- und Fachärztinnen und -ärzte einer Region zusammenarbeiten, das stärkt die Kooperation über die Versorgungsstufen hinweg. Wir sind hier sicher auch österreichweit Vorreiter und ich hoffe sehr, dass aus dem Projekt in Zukunft ein fixer Teil der Regelversorgung wird“, so Arzberger.

Die Finanzierung des Projekts über den Gesundheitsfonds Steiermark läuft in der derzeitigen zweiten Projektphase bis Ende 2023. Auch die Basis für die Honorierung ist bereits gelegt. Die Leistungen der Hausärzt*innen und der betreuenden Dermatolog*innen sind über den ÖGK-Leistungskatalog abgedeckt.

 

97 Prozent positives Feedback für Teledermatologie-Projekt

 

Auch seitens der Patient*innen ist das Feedback sehr positiv, bis Mitte Dezember 2022 konnten bereits rund 2.700 Anfragen (Liezen und Leibnitz) bearbeitet werden.

Eine Patient*innenbefragung im Bezirk Liezen mit 600 Rücksendungen zeigt, dass 97 Prozent mit dem telemdermatologischen Service zufrieden waren. Die größten Vorteile wurden in der Weg- und Zeitersparnis, der Behandlung über die Hausärzt*innen und der Reduktion unnötiger Ärzt*innenbesuche gesehen.

 

Nähere Infos: https://liezen.telederm.at/

 

(Credit: Christoph Huber)
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