Die richtige Infrastruktur für ein gutes Leben

30. Mai 2022

Bad Mitterndorf plant ein „Dorf im Dorf”, das Angebote für Gesundheit, Pflege und soziales Engagement verbindet. Günther Marchner vom Projektteam beschreibt, warum Vernetzung für ein gutes Leben und Wohnen bis ins hohe Alter so wichtig ist.

„Es soll ein kleines ‚Dorf im Dorf‘ entstehen. Mit Angeboten für Gesundheitsförderung, betreubares Wohnen, Tageszentrum, Gesundheitsdienstleistungen, sozialen Treffpunkten und vieles mehr.“ Günther Marchner beschreibt damit das Ergebnis des Projekts „Gut Leben und Wohnen im Alter“. Dieses hat der gebürtige Bad Mitterndorfer, der derzeit als Experte für Regionalentwicklung in Salzburg lebt und arbeitet, gemeinsam mit anderen Expert*innen und Unterstützung vom Land Steiermark umgesetzt. „Wir haben uns die demografische Entwicklung in Bad Mitterndorf angeschaut. Und dabei sehr schnell festgestellt, dass der Anteil an älteren Menschen stark steigt – und auch immer mehr ältere Menschen alleine leben. Es gab viele Gespräche mit Bewohnerinnen und Bewohnern und auch mit Expertinnen und Experten.“

 

Das „Dorf im Dorf“ belebt das Ortszentrum

 

Dass der Bedarf an Pflegedienstleistungen stark steigt, ist eine bekannte Entwicklung. „In unserem Projekt hat sich aber auch deutlich gezeigt, dass es eine stärkere Vernetzung braucht. Nicht nur zwischen Gesundheits- und Pflegeangeboten, auch darüber hinaus mit dem Gemeindeleben“, erläutert Marchner. Deshalb sollen im geplanten „Dorf im Dorf“ auch Jungfamilien in unmittelbarer Nachbarschaft der Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen wohnen und Gemeinschaftsräumen regelmäßige Treffen und Veranstaltungen ermöglichen. Ein weiterer positiver Aspekt: Durch das neue „Dorf im Dorf“ wird das Ortszentrum belebt.

 

Das Konzept sieht folgende Bündelung vor:

(Credit: Projekts „Gut Leben und Wohnen im Alter“)

„Umsorgende Gemeinschaft“

 

Für ein gutes Leben im Alter ist bei Weitem nicht nur die Pflege relevant. Es geht um ein breites Spektrum an Angeboten „vor“ der Pflegebedürftigkeit, damit ältere Menschen so lange als möglich selbstständig bleiben. Das vorgesehene Zentrum in Bad Mitterndorf soll daher Angelpunkt der professionellen Koordination der sogenannten „umsorgenden Gemeinschaft“ werden.

 

Vorbildwirkung für den ganzen Bezirk

 

Das Konzept wurde im Herbst 2021 präsentiert, „nun erarbeiten wir mögliche Umsetzungsvarianten“, so Marchner, der dabei als Koordinator fungiert. „Wenn eine Gemeinde hier einen Weg findet, Gesundheit und Pflege neu und vor allem vernetzter zu denken, hätte das Vorbildwirkung für den ganzen Bezirk.“

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Vernetzung als Basis für moderne Gesundheitsversorgung

 

Die Vernetzung von unterschiedlichen Angeboten ist für Marcher auch ein zentraler Bestandteil einer guten und zukunftsfähigen Gesundheitsversorgung. Allerdings: „Ich habe den Eindruck, dass es im Bezirk Liezen hier Missverständnisse gibt. Es wird darüber geredet, dass Spitäler zugesperrt werden. Aber es wird zu wenig thematisiert, dass es ja auch neue Angebote gibt, wie die Gesundheits- und Facharztzentren.“ Eine enge Kooperation zwischen allen Gesundheitsangeboten ist aus der Sicht von Marcher essentiell für eine gute Gesundheitsversorgung. „Ich erlebe im privaten Umfeld schon, dass in der derzeitigen Struktur den Ärztinnen und Ärzten oft die Zeit für Gespräche fehlt und dass Patientinnen und Patienten im Kreis geschickt werden. Auch das zeigt, wie wichtig eine bessere Vernetzung wäre.“

(Credit: Bernhard Schlömicher)

Gesundheitsförderung im „Dorf im Dorf“

 

Auch beim Gesundheitsbewusstsein ortet Marcher Luft nach oben. „Da nehme ich mich selbst nicht aus. Ich bin auf einem Bauernhof aufgewachsen, da geht man erst dann zum Arzt oder zur Ärztin, wenn es wirklich nicht mehr geht.“ Mit den richtigen Angeboten für Gesundheitsförderung ließe sich das aber ändern. „In den Gesprächen mit den Menschen in Bad Mitterndorf hat sich deutlich gezeigt, dass sie sich mehr Raum für gesellschaftliche Treffen, Angebote für Bewegung und gesunde Ernährung oder auch Gedächtnistrainings wünschen.“ Auch soziale Teilhabe und ehrenamtliche Tätigkeiten in Vereinen sind für die Gesundheit wichtig – und erfordern entsprechende Infrastruktur. „Die Gemeinde Bad Mitterndorf ist hier auf einem sehr guten Weg, selbst an Lösungen zu arbeiten. Dass sorgt dafür, dass die Bewohnerinnen und Bewohner weiterhin möglichst lange gesund in ihrer Heimatgemeinde leben können“, sagt Marcher. Ganz ähnlich, wie in der ganzen Steiermark durch der Steirischen Gesundheitsplan 2035 die Gesundheitsversorgung – und damit eine essentielle Basis für hohe Lebensqualität – langfristig abgesichert wird.

Nähere Infos zum Projekt …

 

Update zum Projektstand im August 2022

 

Die Gemeinde hat für das Vorhaben „Dorf im Dorf“ mittlerweile ein 7300 Quadratmeter großes Grundstück angekauft, nahe dem Ortszentrum und in unmittelbarer Nähe eines Supermarktes.
Entstehen soll u. a. ein Tageszentrum, in dem zwölf Pflegebedürftige tagsüber betreut werden können, bis zu 50 betreubare Seniorenwohnungen, eine Arztpraxis und ein Café.

Mehr dazu im Artikel der Kleinen Zeitung …

(Credit: Christoph Huber)
(Credit: Christoph Huber)
(Credit: Christoph Huber)
(Credit: Christoph Huber)
(Credit: istock/RealPeopleGroup)
(Credit: istock/jacoblund)
(Credit: Christoph Huber)

Immer am Laufenden bleiben mit unserem Newsletter