Für das neue Leitspital Liezen sind 230 Betten geplant. Das sind weniger, als es derzeit insgesamt an den drei Krankenhaus-Standorten Schladming, Bad Aussee und Rottenmann gibt. Daraus zu schließen, dass sich die Versorgungsqualität im Bezirk Liezen verschlechtert, greift aber viel zu kurz. Warum?
Es braucht auch die Ärzt*innen und Pflegekräfte, die sich um die Patient*innen kümmern. Der große Mangel ist derzeit offensichtlich. Umso wichtiger, die Bedingungen für die Ärzt*innen zu verbessern – und genau das passiert mit dem Leitspital Liezen. Ein größeres Krankenhaus ermöglicht flexiblere Dienstpläne und damit eine bessere Work-Life-Balance. Auch werden Behandlungen öfter durchgeführt. Das ist wichtig für die Routine und damit die Patient*innensicherheit, aber auch für die Ausbildung junger Ärzt*innen. Und ganz wesentlich: Die Mitarbeiter*innen der bestehenden Krankenhäuser erarbeiten bereits seit zwei Jahren gemeinsam mit Planungs- und Bau- und anderen Expert*innen, wie konkret das Leitspital Liezen – und damit ihr künftiges Arbeitsumfeld aussieht.
Dabei geht es etwa darum, wie die einzelnen Stationen und der Betrieb organisiert sind und welches Umfeld es braucht, um sowohl für die Patient*innen als auch für die Mitarbeiter*innen bestmögliche Bedingungen zu schaffen. Damit ist das Leitspital Liezen auch eine wesentliche Maßnahme gegen den Personalmangel im medizinischen und Pflegebereich.
Mit den Gesundheits- und Facharztzentren kommen neue Angebot für die Gesundheitsversorgung im Bezirk Liezen hinzu. Diese entlasten die Krankenhäuser! Allgemeinmediziner Franz Kotzent vom Gesundheitszentrum Liezen: „Auch Behandlungen, für die man früher ins Spital musste, können nun wir im Gesundheitszentrum machen, etwa Wundversorgung und Operationsnachsorge. Und vor allem für die Versorgung von chronisch kranken Menschen werden wir in Zukunft noch deutlich mehr anbieten.“ Neben den bereits bestehenden Gesundheitszentren in Liezen und Admont ist noch ein Gesundheitszentrum-Netzwerk für die Region Eisenwurzen geplant. Außer Frage steht auch, dass es an den bestehenden drei Krankenhausstandorten in Schladming, Rottenmann und Bad Aussee ein Versorgungsangebot gibt. Durch die geplante ambulante Struktur können beispielsweise in Schladming weiterhin unfallchirurgische Verletzungen und orthopädische Erkrankungen behandelt werden.
Wir alle wollen möglichst lange gesund bleiben. Ein wissenschaftlich fundierter Indikator, um das „gesunde Leben“ unterschiedlichen Ländern zu vergleichen, sind die „gesunden Lebensjahre“. Konkret handelt es sich dabei um die Zahl der Jahre, die eine 65-jährige Person in guter gesundheitlicher Verfassung leben wird. Österreich liegt hier deutlich hinter skandinavischen Ländern, die auch darüber hinaus für eine gute Lebensqualität bekannt sind. Hierzulande liegt der Indikator Gesunde Lebensjahre bei 7,7 Jahren, in Norwegen hingegen mit 15,9 Jahren doppelt so hoch. Auch in Dänemark (11,3 Jahre) und Schweden (16,2 Jahre) leben die Menschen deutlich länger in guter gesundheitlicher Verfassung als in Österreich (Datenquelle). Dafür gibt es natürlich viele Ursachen. Klare Zahlen sind aber auch: Norwegen hat weniger als die Hälfte der Krankenhausbetten von Österreich (3,47 statt 7,19 pro 1.000 Einwohner). In Schweden (2,07 Betten je 1.000 Einwohner) und Dänemark (2,57 Betten je 1.000 Einwohner) ist die Anzahl noch geringer (Datenquelle). Dieser Vergleich zeigt, dass der Rückschluss „je mehr Krankenhausbetten, desto besser für die Gesundheit der Bevölkerung“ viel zu kurz greift.
Außer Frage steht natürlich, dass Weiterentwicklungen – gerade in einer so instabilen Zeit wir der aktuellen – verunsichern. Und dass gerade offensichtlich ist, wie dringend es Weiterentwicklung im Gesundheitssystem braucht. Umso wichtiger daher, auf sachliche Information zu vertrauen. Neben dieser Website bieten im Bezirk Liezen derzeit die Ausstellung HEILKUNST im Schloss Trautenfels sowie die regelmäßigen Informationsveranstaltungen die Gelegenheit dazu. Das nächste „Gesund im Bezirk Liezen“-Update ist für Herbst 2022 geplant.