Die Digitalisierung in der Medizin soll letzten Endes mehr Raum für die persönliche Betreuung schaffen, sagt Apotheker Johannes Baldinger. Diese individuelle Betreuung durch Expert*innen ist auch Brigitte Pürcher ein wichtiges Anliegen. Die Schladmingerin fragt sich außerdem: Was passiert künftig nach einem Sportunfall in Schladming?
Veränderungen sind immer mit Unsicherheiten behaftet. „Das wird man nie ganz in den Griff bekommen, dass man neuen Dingen ablehnend gegenüber steht“, bestätigt auch Johannes Baldinger. Der Inhaber der Apotheke in Stainach kennt das aus seinem Berufsalltag. „Wenn ich etwas verändern will in der Apotheke, sind am Anfang nie alle begeistert. Sobald es dann aber da ist und funktioniert, wird es meistens aber gut angenommen.“ Baldinger sieht hier auch Parallelen zur Diskussion rund um das Leitspital im Bezirk Liezen. Für ihn selbst steht aber außer Frage: „Der Standort genau in der Mitte des Bezirks ist ideal. Und wenn wir ein neues großes Spital bekommen, das auch Ärztinnen und Ärzte anlockt, ist das ja super.“ Er selbst hat jahrelang in Wien gelebt und schätzt nun umso mehr die landschaftliche Schönheit des Ennstals. „Ich kann nicht nachvollziehen, warum das nicht mehr junge Ärztinnen und Ärzte als Vorteil sehen. Was gibt es Schöneres, als nach einem Arbeitstag den Sonnenuntergang in der Natur zu genießen? Außerdem sind die Menschen bei uns sehr freundlich und schätzen es, wenn m an sich persönlich um sie kümmert. Das habe ich andernorts ganz anders erlebt.“
Damit noch mehr Zeit für diese persönlichen Gespräche bleibt, braucht es die Digitalisierung in der Medizin, steht für Baldinger außer Frage. „Ein Beispiel dafür ist das e-Rezept, das mittlerweile super angenommen wird. Da war die Corona-Krise sicher ein Beschleuniger. Auch generell für die Digital-Affinität. Es mag zwar am Anfang lästig sein, wenn man sich für einen Corona-Test online anmelden muss. Ich sage zu den Leuten aber immer: Lasst euch darauf ein, das ist eine Übung. Dann seid ihr für die Zukunft besser aufgestellt und euer Alltag wird immens erleichtert.“
Potenzial ortet Baldinger noch bei den Strukturen. „Wir brauchen im Gesundheitssystem einheitliche Lösungen, die miteinander vernetzt sind. Und wir müssen Bürokratie abbauen. Dadurch würde immens viel Zeit frei werden, die wir Apotheker und auch die Mediziner für persönliche Gespräche mit den Menschen nutzen können – und darauf kommt es ja eigentlich an.“
Solche Gespräche könnten auch dazu beitragen, Gesundheitskompetenz und Eigenverantwortung zu stärken. „Es wäre cool, wenn wir uns mehr auf die Vorsorge als auf die Nachsorge konzentrieren. Wir müssen weg von dieser ‚All-Inclusive-Philosophie‘ und dem Glauben, dass ‚das System‘ eh alles für uns regelt. Das war in Zeiten voller Kassen vielleicht möglich, den demografischen Wandel können wir damit aber nicht bewerkstelligen. Wir brauchen mehr Eigenverantwortung und dafür sollte es auch Anreize geben, etwa für eine Vorsorgeuntersuchung.“ Im Bezirk Liezen ortet Baldinger aber ein sehr hohes Gesundheitsbewusstsein. „Bei uns leben viele sportliche und naturbewusste Menschen, denen die eigene Gesundheit wichtig ist und die auch etwas dafür tun. Die Natur in der Umgebung lädt ja förmlich dazu ein.“
Die landschaftliche Schönheit und die hohe Lebensqualität schätzt auch die Schladmingerin Brigitte Pürcher. Deshalb engagiert sie sich auch im Verein Naturraum. Dieser setzt sich für den Erhalt von Grund und Boden im Eigentum von Ramsauer*innen, Schladminger*innen, Hauser*innen und Aicher*innen und für leistbares Wohnen ein. „Wir leben in einer wunderschönen Gegend, mit freundlichen und netten Leuten und es ist immer was los“, sagt Pürcher. Der Mitarbeiterin von Pürcher Engineering und Gemeinderätin ist wichtig, dass sie auch in Zukunft ihre Ärzt*innen in der nahen Umgebung gut erreichen kann. „Man hört zur Gesundheitsversorgung und zum neuen Leitspital leider auch Gerüchte, die einen verunsichern. Da finde ich es wichtig, dass klare Fakten kommuniziert werden.“
Sie selbst möchte sich auch in Zukunft auf ihre Gesundheitsversorgung verlassen können. „Es muss einfach sein, zum Arzt oder zur Ärztin zu gehen und ich möchte bei den Fachärztinnen und Fachärzten eine sehr gute Auswahl haben. Und auch bei Sportunfällen, wie wir sie in Schladming ja häufig haben, muss eine schnelle Versorgung gesichert sein.“